Wenn Kinder nicht in die Schule wollen – was tun?

Lesedauer: 8 Minuten
Inhaltsverzeichnis

Schule – große Freude, großes Leid

Freunde sehen – neue Fächer – Vorfreude – Lieblingslehrerin – Neues erleben und entdecken.

Für manche Kinder… Schreckgespenst – Angst – Leid – Mobbing – das pure Grauen.

Wie heißt es so schön „Des einen Freud, des anderen Leid.“

Genau so spielt es sich in der Schullandschaft ab.

Solltest Du ein Kind daheim haben, das nicht gerne in die Schule geht, und Angst hat, dann möchte ich einige Gedanken und Hilfestellungen mit Dir teilen.

Hilfestellungen aus der Praxis- 10 Tipps von Mama und ehemaliger Schulsozialarbeiterin Pamela Zurbuchen

Tipp 1-5

1. Immer zuerst mit dem Kind ins Gespräch gehen, wenn es nicht gern in die Schule geht– sollte als selbstverständlich erachtet werden- doch in der Praxis sieht es oft anders aus. Wir Eltern meinen zu wissen, was dem Kind fehlt. W-Fragen sind hier sehr hilfreich. Z.B. „Was genau macht Dir Angst?“ „Was würde Dir helfen?“ „Ist es auch mal besser?“ „Was ist anders, wenn Du weniger Angst hast?“ Dies wäre ein kleiner Vorgeschmack, wie das neugierige Forschen funktioniert. Warum-Fragen sollten dabei ausgeschlossen werden. Besser – „Wie kommt es dazu?“

2. Welches Bedürfnis steckt hinter der Angst? Angst ist ein Helfer in der Not. Die Angst will helfen, dass wir auf die Suche gehen. Was braucht dein Kind, damit es ihm besser geht und die Angst gehen kann? Solange das dahinterstehende Bedürfnis nicht gestillt ist, kommt die Angst. Was für Bedürfnisse fallen mir hier ein – Sicherheit, Struktur, Dazugehörigkeit usw. Können wir diese Bedürfnisse irgendwie sicherstellen? Welches Bedürfnis will bei Deinem Kind gesehen werden? Sprich mit Deinem Kind und gehe auf die Suche!

3. Es ist normal, dass wir vor neuen Situationen Angst haben. Unser System warnt uns vor Gefahren. Wir Erwachsenen haben Strategien entwickelt mit unserer Angst umzugehen. Kinder haben diese noch nicht. Wir müssen Sie darin unterstützen. Frage: Welche Ressourcen können genutzt werden. Dies könnte sein, dass wir das Kind daran erinnern, dass wir gedanklich immer bei ihm sind und ein Bild von uns in sein Federmäppchen stecken. Hat es einen Freund oder eine Freundin, die wir mit ins Boot holen können? Gibt es einen Ort, wo sich dein Kind richtig wohlfühlt ?

Hole diesen Ort gedanklich jeden Abend in die Vorstellung. Sobald es in der Schule schwierig wird, soll es kurz gedanklich zu seinem Wohlfühlort reisen.

4. Ebenfalls könnte ein Blick ins Familiensystem helfen. Was ist bei uns gerade los? Ist mein Kind evtl. aufgewühlt? Ist das Haustier krank? Wird zu Hause viel gestritten? Sind wir gerade umgezogen und es entstehen dadurch viele neue Situationen und meinem Kind wird es vielleicht zu viel? Geht es Mama oder Papa schlecht? Dies sind alles Einflüsse, die Kinder in die Schule mitnehmen. Sie möchten dann lieber zu Hause bleiben, da sie die Befürchtung haben, daheim passiert etwas, was sie nicht kontrollieren können.

5. Wie sicher fühlst du dich mit dem Gedanken, dass dein Kind in die Schule geht oder kommt? Oft übernehmen Kinder unsere Gefühle und machen sie durch ihr Verhalten sichtbar. Sicher kennt ihr so Situationen, wo wir total genervt sind und unsere Kinder plötzlich auch SUPERSCHLECHTE Laune bekommen. Das nervt dann uns wieder. Der Auslöser für die schlechte Stimmung waren wir jedoch selbst. Oder…dein Partner kommt schlecht gelaunt von der Arbeit. Wie lange bleibt deine Gemütslage stabil? Du siehst, wir nehmen immer Einfluss aufeinander. Daher überprüfe deine innere Haltung und deine Gefühle? Wie sicher fühlst du dich im Bezug auf Schule? Trägst du evtl. auch noch Geschichten aus deiner Schulzeit mit, die unterschwellig mitschwingen?

Tipp 6-10

6. Weiter kann geschaut werden, wie sicher fühlt sich das Kind in der Gemeinschaft? Wir wollen alle zur Gruppe gehören – das ist evolutionsbedingt am sichersten. Fallen wir aus irgendeinem Grund heraus, dann macht uns das „Bauchschmerzen“ und Schule wird zum Problem. Hier auf jeden Fall mit der Klassenleitung Kontakt aufnehmen. Sollte das nicht helfen, dann die Schulsozialarbeit oder Schulleitung mit ins Boot holen! Unbedingt rechtzeitig handeln und nicht zu lange warten!!! Weshalb? Damit sich nicht Verhaltensweisen einschleichen und zum Dauerproblem werden. Häufig ist dies den Beteiligten nicht bewusst.

7. Kommt dein Kind mit der Lehrperson zurecht? Geht es deshalb nicht gern zur Schule? Wenn nicht, dann lohnt es sich auf jeden Fall mit der Schule Kontakt aufzunehmen! Den Lehrkräften ist oft gar nicht bewusst, was sie mit bestimmten Verhaltensweisen beim Kind auslösen. Oft kann eine Lösung gefunden werden, die für beide Seiten gut ist. Denn auch für die Lehrkraft ist es anstrengend, wenn ein Kind durch Schulangst auffällig wird. Oft unterstützen die Klassenleitungen gerne!

Solltest du Angst vor so einem Gespräch haben, dann überlege, ob dein Partner oder deine Partnerin evtl. das Gespräch führen könnte.

8. Viele Kinder hadern auch mit sich, dass sie der schulischen Situation nicht gerecht werden können und nicht genügen. Oft kommt immer wieder auf den Tisch, dass die Kinder eine unglaubliche Angst davor haben zu versagen und zu enttäuschen.

Wusstest du, dass bis zum 10. Lebensjahr primär für die Lehrkraft gelernt wird. Die Kinder wollen die Lehrerin/den Lehrer stolz machen. Selbst wenn wir Eltern ihnen das Gefühl geben, dass sie ok sind und alles großartig machen, wenn die Lehrkraft etwas anderes ausstrahlt oder sagt, hat dies eine größere Gewichtung.

Da hilft es auf jeden Fall Druck rauszunehmen und notfalls das Gespräch mit der Schule zu suchen. In vielen Schulen wird z.B. für eine gewisse Zeit die Notengebung ausgesetzt. Dafür braucht es ein klärendes und offenes Gespräch mit der Klassenleitung/Schulleitung.

9. Hat dein Kind Angst vor den Prüfungen? Überlegt euch gemeinsam, was helfen könnte? Fühlt dein Kind zu viel Druck? Hat dein Kind ein zu geringes Selbstwertgefühl? Was genau steckt dahinter? Geht dem auf die Spur, wie ein neugieriger Detektiv! Probiert aus. Tauscht euch regelmäßig aus! Auf jeden Fall auch hier – Druck rausnehmen und viele Dinge machen, die das Selbstbewusstsein stärken! Auch hier helfen viele Methoden aus der Schulsozialarbeit, Kinesiologie, Entspannungstechniken uvm. Wichtig ist, dass rechtzeitig gemeinsam auf die Suche gegangen wird. Was bei dem einem Kind hilft, hilft nicht automatisch bei dem anderen – viele Wege führen ans Ziel!

10. Sollte dein Kind Panik haben und du das Gefühl bekommen, dass du es mit Worten nicht mehr erreichst, dann nimmst du das richtig wahr. In Ausnahmezuständen ist der präfrontale Kortex, welcher für bewusstes Denken usw. zuständig ist, nicht erreichbar. Dein Kind ist jetzt im Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsmodus – gesteuert durch unser Reptiliengehirn. Es braucht erst einmal Unterstützung, damit es sich körperlich wieder reguliert und sich sicher fühlt. Was kannst du jetzt tun? Wichtig ist, dass du als erwachsene Person in der Ruhe bleibst. Durch unsere Spiegelneuronen nimmt dein Gegenüber wahr, ob du aufgeregt oder entspannt bist. Versuche dich selbst zu beruhigen. Denn Kinder lernen durch gut regulierte Erwachsene sich selbst zu regulieren. Geht evtl. aus der Situation heraus. Umarme dein Kind oder nehme leichten Körperkontakt auf, wenn das Kind dies möchte. Schaut euch um, was seht ihr gerade alles? Die Wolken, das rote Auto, ein Bild? Dieses Vorgehen hilft dem Nervensystem sich wieder zu beruhigen. Auch Atemübungen können helfen. Oder sich zu bewegen. Du siehst, viele Ideen führen zum Ziel. Schaue, was hilft euch am besten!

Wenn gar nichts mehr hilft

Schule ist sehr komplex und Kinder sind oft in unserem Schulsystem überfordert. Deshalb braucht es verantwortungsbewusste, reflektierte Erwachsene, die sie durch diese Zeit stärkend begleiten.

Sollte gar nichts mehr gehen, dann helfen auch externe Stellen z.B.:

Schulsozialarbeit, Schulpsychologin, Kinder-und Jungendlichencoach, systemische Familientherapeuten, Erziehungsberatungsstellen.

Je eher Hilfe ins System geholt wird, desto besser. Denn haben sich erste einmal Wiederholungsschleifen im Gehirn gebildet, dauert es meist länger, diese wieder zu lösen. Hilfe zu holen ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Probleme werden so bewusst wahrgenommen und nicht verdrängt. Wenn euer Auto eine Fehlermeldung im Display aufzeigt, dann wird ja auch nicht einfach ein Pflaster darüber geklebt und gehofft, dass das Problem von allein verschwindet.

Einen guten Schulstart! 😉

Gastbeitrag Pamela Zurbuchen

www.zurbuchen-therapie.de

www.lehrercoach.de

©klimkin/pixabay; jarmoluk/pixabay; TawnyNina/pixabay

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